Voll auf die Zwölf, Teil 2: Die ganze gnadenlose Wahrheit

An diese Angaben dürfen wir uns langsam gewöhnen.
(Fotomontage)

Der neue Fahrplan für den Plauenschen ÖPNV ist seit Dienstag erhältlich. Mit einem Preis von eins fuffzich der wohl preiswerteste Krimi, der je erschienen ist. Wir haben aufgedeckt, was wirklich darin steckt und welche Konsequenzen sich daraus für uns Fahrgäste ergeben. Übrigens wurde uns mit dem Fahrplanheft gleich noch eine Tariferhöhung untergeschoben.

Hinweis: dieser Beitrag baut inhaltlich auf dem letzten auf. Wenn ihr wirklich Bescheid wissen wollt, solltet ihr beide gelesen haben.

Die grausigste aller Erkenntnisse ist wohl die, dass man es tatsächlich gewagt hat, den im momentanen Baufahrplan angebotenen 4/6/10-Takt nach Neundorf auf 12 Minuten auseinanderzuziehen. Die Westplauener dürfen also wieder das Leben in vollen Zügen genießen. A propos Züge: bei der Wagenfolge wären eigentlich Traktionen angemessen. Wird sich zeigen, ob die vielleicht doch wieder zurückkehren. Wenn man sparen will – und dass sie das wollen, betonen die Macher des Plauenschen ÖPNV immer wieder – sind Traktionen die effizienteste Wahl. Man kann mit ihnen bei gleichem Personaleinsatz das Angebot verdoppeln.

Ab Dezember gibt es die Linien 1, 3 und 6 erneut nur als Ring, also jeweils nicht gleichzeitig in beiden Richtungen. Abhängig von der Tageszeit entweder außenherum (Neundorf > Waldfrieden > Oberer Bahnhof > Neundorf) oder innenherum. Damit man sich als Fahrgast bloß nicht zurechtfindet, wird das Ganze zweimal jeden Tag herumgedreht. Das ist allerdings nichts Neues, das war vor dem Ausbau der Neundorfer Straße auch schon so. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass es damals Verstärkungszüge auf der Linie 3 gab, wodurch sich ein 5-Minuten-Takt ergab. Aber wie gesagt – das war mal.

Punktsieg für plauentram: die Fahrten samstags früh von Neundorf nach Plamag und von Plamag nach Waldfrieden wurden der Ziellinie zugeordnet – erstere zur Linie 5 und letztere zur Linie 6. Und es wurde nicht vergessen, die entsprechenden Fahrten mit Vermerken auch in andere relevante Tabellen zu übernehmen. Das ist 1. richtig, 2. vollständig und 3. nachvollziehbar! Wir heben die Daumen.

Und noch etwas ist uns positiv aufgefallen: die Haltestellen um den Oberen Bahnhof haben in den Tabellen wieder ihren vollständigen Namen erhalten. Sogar bei Buslinie N1 ist das jetzt so! (Bei der Linie 6 in Richtung Waldfrieden steht jeweils zwar nur „Busbahnhof“, aber darüber sehen wir hinweg, dabei kann es sich nur um ein Versehen handeln. Menschen machen Fehler.) Sollte das auch in den Haltestellenaushängen klappen, werden wir hierfür ein „Daumen hoch!“ aussprechen.

Die Anschlusszeiten im 30-Minuten-Verkehr bei der Straßenbahn werden wie berichtet um 15 Minuten gekippt. Dasselbe passiert aber auch sonntags morgens bei den Anruf-Linientaxis. Durch die Verschiebung unter Beibehalten der NachtSpätbusanschlüsse ergibt sich sonntags abends eine kleine Verdichtung von 30 über 25 auf 20 Minuten – die Anschlüsse sind um 19.45, 20.10 und 20.30 Uhr.

In der Summe aller Linien ergibt sich wochentags ein Fahrzeugeinsatz von 13 Zügen, genauso viele wie im Baufahrplan (ach!). Nach unseren Berechnungen ließe sich das Angebot durch den Einsatz von nur zwei Wagen mehr auf einen 6-Minuten-Takt nach Neundorf deutlich verbessern und obendrein übersichtlicher gestalten. Und das sogar ohne Traktionen. An Samstagen fahren 11 Bahnen und sonn- und feiertags durch den angekündigten ganztägigen 30-Minuten-Takt nur noch 7.

Beim Bus ändern sich die Zeiten grundsätzlich nicht. Bei der Linie A geht unter der Woche nicht mehr jede zweite Fahrt über Chrieschwitz, der Takt auf dem Abschnitt wurde der Nachfrage entsprechend teilweise gestreckt. Bei der Haltestelle Eugen-Fritsch-Straße stehen jetzt auch keine Zeiten mehr drin. Noch ein Teilerfolg für plauentram – wir hatten hier eine diesbezügliche Anregung fallen gelassen.

Bei den Linien C und D sind aber Mo-Fr deutliche Änderungen der Takte zu erkennen. Diese erfolgten in Abstimmung mit den Fahrplänen der Vogtlandbahn-Linie 4. Der Untere Bahnhof wird dann noch öfter angefahren. Samstags morgens werden zusätzlich zwei Fahrten des Linientaxis nach Südvorstadt in dieser Richtung über Unterer Bahnhof geführt.

Neu ist auch der längere Einsatz der Linie C am Wochenende. Da gibt’s zwei Fahrten mehr – 20.26 ab Tunnel und 20.32 ab Unterer Bahnhof. Ankunft am Tunnel: 20.40. Und dann? Tja. Der Anschluss ist seit 10 Minuten weg, der nächste ist erst in 20. Das lassen wir jetzt mal unkommentiert so stehen, wie es ist.

Über die neue NachtSpätliniennetzgestaltung haben wir ja schon berichtet. Die Abfahrtszeiten ab Tunnel wurden bei .00 und .30 belassen. Nur werden die Anschlüsse jetzt umgedreht – vom Innen- zum Außenring. Folge: die Wege für Umsteiger verlängern sich. N1 und N4 fahren in Zukunft ab Bahnsteig A, N2 ab E und N3 ab D. Die einzige für uns erkennbare Logik dahinter ist die, dass Mo-Sa ab dem Vorabend die Linien 1/3/6 auch im Außenring fahren und man das dann abends fortsetzt.

Die im Baufahrplan mit Bus ersetzte Straßenbahnfahrt um 20.10 Uhr von Tunnel nach Südvorstadt und zurück fährt auch weiterhin als Bus. Linie N3! Die läuft eigentlich über Reusa, aber diese eine erste Fahrt eben nicht. Und das meinen die ernst. Wir hätten den Bus als Linie 5 ausgeschildert, basta. Das halten wir für sinnvoller, logischer und richtiger. Auf der Rückfahrt kann er von uns aus ja gerne N3 heißen.

Für Silvester wurde ein neuer Infotext ersonnen. Auch daran halten wir uns nicht für ganz unschuldig. Zugegebenermaßen haben wir ja auch sehr provoziert. Nur hat man da nicht auf uns gehört, sondern wieder den eigenen Dickschädel durchgesetzt. (Pah! Wer die ausgestreckte Hand wegschlägt, muss das Echo vertragen können …) Nun schreibt die PSB, dass die Linien 1, 3, 4 und 6 fahren und NachtBus nach Südvorstadt. Die Ostvorstadt wird dabei nicht erwähnt. Von der Sache her ist das nichts anderes als Samstag früh – ggf. mit anderen Zeiten. Anders geht es nämlich gar nicht. Und deshalb ist auch diese Information gelogen unpräzise. Die Wahrheit ist: die Linien 1 und 6 werden von/nach Plamag umgeleitet und zum Oberen Bahnhof fährt wieder nichts.
Dazu kommt ein Klammerzusatz, dass der Fahrbetrieb zwischen 23.30 und 0.45 Uhr ruht, wobei die Zeichensetzung die Deutung zulässt, dass nur der Bus in der Zeit nicht fährt.

Eine übersichtliche Zusammenfassung und Netzpläne gibt es demnächst in unserer Service-Ecke.

Seiten: 1 2

2 Responses to Voll auf die Zwölf, Teil 2: Die ganze gnadenlose Wahrheit

  1. […] wir doch wieder des Lobes voll sind: es gab eine Vorabinfo zum Fahrverkehr zum Jahreswechsel, die noch Wünsche offen ließ. Für die kürzlich auf der PSB-Website veröffentlichte […]

  2. […] irgendwie haben wir den Eindruck, dass die Plauenschen Fahrgäste Die ganze gnadenlose Wahrheit über den neuen Fahrplan nicht sonderlich interessiert. Dabei hatten wir damit nur Gutes im Kopf […]