Voll auf die Zwölf, Teil 2: Die ganze gnadenlose Wahrheit

Fazit

Das neu gestaltete Büchlein hat immer noch ein gewaltiges gestalterisches Problem; es ist wie gewohnt nur ansatzweise übersichtlich. Die Fahrplantabellen wirken durch mutwillig veränderte und scheinbar wahllos irgendeiner Linie zugeschlagene Fahrten und zusätzlich durch schlichtes Füllen mit sich aus der Taktfolge ergebenden Zeitangaben lächerlich aufgebläht und sind für jemanden ohne Hintergrundwissen kaum nachzuvollziehen. Wir haben den Test mit Familienmitgliedern jeden Alters gemacht: zehn vorgegebene Fahrtmöglichkeiten aus allen möglichen Zeiträumen in 10 Minuten heraussuchen. Das Ergebnis ist zwar nicht repräsentativ, aber ernüchternd. Die Fehlerquote betrug im Schnitt 70%.

Es ist kein Geheimnis, dass die aktuellen Angebotsverringerungen Teil der seit Jahren andauernden Sparmaßnahmen sind. Schuld dran sind wie üblich äußere Einflüsse. Namentlich ist der abstrakte, nicht greifbare Begriff des „demografischen Wandels“ der Sündenbock. Das entspricht dem aktuellen Zeitgeist; entweder wird der Klima- oder der demografische Wandel ja momentan für alles von Arbeitslosigkeit bis Zahnschmerzen verantwortlich gemacht. Die in den Bahnen beobachtbaren Fahrgastzahlen rechtfertigen aber eigentlich keine Angebotsveränderung – weder in die eine noch in die andere Richtung.

Mit dem neuen Spätnetz wird ein einziger Bus eingespart. Der Auf-die-eigene-Schulter-klopf-Erfolg wird wohl daher kommen, dass das wahnsinnige 20% der bisher eingesetzten Wagen sind (namentlich der von Firma Drechsel eingesetzte Bus). Wie schön, dass man sich man sich die Welt und die eigene Borniertheit nicht schönsaufen braucht, wenn man sie sich mit Hilfe der Statistik schönrechnen kann.

Böse Zungen können behaupten, dass versucht wird, über das Angebot die Nachfrage zu regulieren. Denn wie spart man am effektivsten? Genau – indem man das Angebot so unattraktiv macht, dass es niemand mehr nutzt, es unwirtschaftlich wird und man es ganz einstellen muss. Es ist sogar denkbar, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist, der Auftakt zu noch größeren Einschnitten, der Anfang vom Ende. Es ist übrigens beileibe nicht das erste Mal, dass wir diesen Eindruck haben.

Wer sich den Fahrplan ausgedacht hat, hat definitiv Substanzen in seinem Blutkreislauf, die da absolut nichts zu suchen haben. Herzlichen Glückwunsch an die PSB. Wenn es Ihr Ziel ist, sich kaputtzusparen und die Fahrgastzahlen zu senken anstatt zu steigern, dann sind Sie auf dem besten Weg. Immer weiter so. Wir wünschen Ihnen zahlreiche Fahrgastbeschwerden und gute Besserung – auch mental-gesundheitlich.

Und solchen Leuten gibt man auch noch Geld für neue Fahrzeuge in die Hand … *kopfschüttel*

In unseren Reihen sind einige Jahreskartennutzer heilfroh, dass sie nach den ganzen furchtbaren Gerüchten den neuen Fahrplan abgewartet und ihre Tickets noch nicht verlängert hatten. Sie ziehen es nun gar nicht mehr in Erwägung. Die Monatskartennutzer solidarisierten sich sofort und kaufen sich spätestens im Januar auch keine neue. Alle Betroffenen kündigten an, in Zukunft auf „attraktivere, zuverlässigere Verkehrsmittel“ zu setzen. Gespräche mit Arbeitskollegen zwecks Bildung von Fahrgemeinschaften bzw. Kaufvertragsverhandlungen mit PKW-Händlern werden ab morgen nach jahrelangem Festhalten am Stadtverkehr nun doch aufgenommen. Wir haben daraus das Spiel „Fahrgast ärgere dich nicht“ gemacht. Wer als letzter noch Plauenschen ÖPNV fahren muss, hat verloren und muss eine weitere Monatskarte zum neuen Preis dranhängen. 😛

Ein Zitat zum Abschluss, um das wir beim besten Willen nicht mehr herumkommen. Das müssen sich die Verantwortlichen – diejenigen in den Aufsichtsgremien, die das alles haben durchgehen lassen, eingeschlossen – jetzt einfach gefallen lassen.

„Das ist Dilettantismus – und keine Strategie.“
(Oberbefehlshaber Sir Arthur in „Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion“, Folge 2 „Planet außer Kurs“)

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2 Responses to Voll auf die Zwölf, Teil 2: Die ganze gnadenlose Wahrheit

  1. […] wir doch wieder des Lobes voll sind: es gab eine Vorabinfo zum Fahrverkehr zum Jahreswechsel, die noch Wünsche offen ließ. Für die kürzlich auf der PSB-Website veröffentlichte […]

  2. […] irgendwie haben wir den Eindruck, dass die Plauenschen Fahrgäste Die ganze gnadenlose Wahrheit über den neuen Fahrplan nicht sonderlich interessiert. Dabei hatten wir damit nur Gutes im Kopf […]