Wir lieben Großprojekte

Bald ist es soweit: im Zuge der Elektrifizierung der Bahnstrecke durch Plauen muss in der Pausaer Straße die Brücke über die Strecke nach Hof abgerissen und ersetzt werden. Zum Gesamtprojekt informierte die DB am 19. Januar im Ratssaal des Plauenschen Rathauses alle Interessierten. Ob wir auch da waren? Was soll die Frage – na klar! Redaktionstreffen mal anders 😉

17:00 Uhr ging es los. Der Saal war gut gefüllt, es herrschte eine erwartungsvolle Stimmung. Die Informationsveranstaltung leitete Lutz Buchmann von der DB Projektbau GmbH, außerdem waren Herr Siemer von der DB Bahnbau, Herr Müller von der Elektrifizierungssparte der DB Bahnbau, Herr Weber vom Straßenbauamt Plauen und Herr Ullmann von der Stadtverwaltung auf dem Podium. Es gab Allgemeines zum Projekt zu hören, zum derzeitigen Stand und zum Fortschritt. Der mit Bildern unterstützte Vortrag dauerte eine halbe Stunde, danach wurden eine gute Stunde lang Fragen der Zuhörer beantwortet.

Die Ausbaustrecke Nürnberg – Marktredwitz – Reichenbach / Grenze D/CZ (- Prag) ist in mehrere Projektabschnitte unterteilt, der aktuell laufende heißt Reichenbach – Hof. Dieser besteht wiederum aus 5 Bauabschnitten. Die Arbeiten laufen seit Juni 2010 und sollen Ende 2014 abgeschlossen sein. Elektrisch fahren will die DB ab Dezember diesen Jahres von Reichenbach kommend bis Plauen, ein Jahr später dann bis Hof.

Gebaut wird momentan im 1. (Reichenbach – Herlasgrün) und 4. BA (Gütenfürst (Landesgrenze Sachsen/Bayern) – Hof). Anstehend sind der 2. und 3. BA (Herlasgrün – Plauen bzw. Plauen – Landesgrenze). Der 5. Bauabschnitt befasst sich ausschließlich mit einem neu zu bauenden Umrichterwerk in Hof. Die Elektrifizierung umfasst 175 km, 78 davon sind Streckengleise, der Rest Überhol- und Aufstellgleise in Bahnhöfen. Insgesamt 31 Brückenbauwerke sind von der Elektrifizierung betroffen.

Der 2. Bauabschnitt ist 15 km lang, es werden 400 Fahrleitungsmaste aufgestellt. Die Vorarbeiten für die Mastfundamente beginnen bereits am 6. Februar. Auf dem Abschnitt müssen drei Brücken über die Bahn weichen: diejenige in Ruppertsgrün, die ohnehin viel zu schmale in Jößnitz und eben die in Plauen in der Pausaer Straße. Die Ersatzneubauten sollen bis 31. Dezember fertig sein. Herr Buchmann meinte dazu, dass 9 Monate zwar recht knapp seien, gab sich aber zuversichtlich, dass die Zielsetzung durchaus realistisch ist. In der anschließenden Fragestunde ergänzte er, dass die Sperrung längstens so lange dauern dürfe, da das vertraglich so festgelegt ist. Die DB will während der Bauphase Nahverkehrszüge weiter fahren lassen und Sperrungen in die Nächte legen, um die Einschränkungen für Fahrgäste so gering wie möglich zu halten.

Die Plauensche Brücke wird ab 12. Februar gesperrt und die Versorgungsleitungen gekappt. Vor dem Abriss wird von der Alleestraße aus rechts der jetzigen eine Behelfsbrücke für Fußgänger und Versorgungsleitungen errichtet. Der Abriss beginnt dann am 15. März. Der Neubau wird ein Funktionsbau werden, also schlicht gehalten. Die lichte Breite der neuen Brücke wird kleiner sein, das unter der Brücke liegende Anschlussgleis fällt weg. Geringere Lichtbreite bedeutet dünnere Fahrbahn, damit muss die neue Brücke nicht angehoben werden (das gäbe einen „Berg“ in der Straße).

Die Umleitung der Bundesstraße 92 wird von Syrau kommend schon am Stadtwald beginnen. Dort heißt es rechts abbiegen und durch das Syratal bis zur Zadera weiterfahren. Über die Kopernikus-, Raab- und Neundorfer Straße geht es bis zum Dittrichplatz, dort trifft die Umleitung wieder auf die B92. Wer zur Martin-Luther-Straße will, muss weiter über die Friedensstraße, Str. der Deutschen Einheit und August-Bebel-Straße.

An dieser Stelle kam Herr Weber zu Wort und gab noch ein paar Zusatzinformationen. Die Straße Am Syratal wurde wiederhergestellt, um normalen Durchgangsverkehr möglich zu machen. Außerdem haben die Raab- und Kopernikusstraße im letzten Jahr eine neue Deckschicht bekommen. Der Regionalbusverkehr wird aber nicht der Umleitung folgen, sondern über Am Stadtwald (Bahnübergang) – Hans-Sachs-Straße und Geibelstraße wieder zur Pausaer geführt. Stadtauswärts wird bis zur Morgenbergstraße gefahren und über diese umgeleitet; ab der H.-Sachs-Str. dann die selbe Strecke in umgekehrter Richtung gefahren. Als Ersatz für die Haltestelle Pausaer Straße (gerne auch mal falsch Am Stadtwald genannt) soll an der Ecke Geibel-/Pausaer bzw. Pausaer/Morgenbergstr. eine Ersatzhaltestelle mit Umsteigsmöglichkeit zur Straßenbahn eingerichtet werden.

Nach dem Vortrag gab es einige interessante Fragen aus dem Publikum, die wir euch nicht vorenthalten wollen.

Eine Frage beschäftigte sich mit Streckensperrungen und ob diese im Voraus bekannt gemacht würden.

Herr Buchmann betonte, dass die DB nach dem Grundsatz „es wird immer Verkehr geben“ arbeite, wenn es geht, auch eingleisig. Sperrungen sind im aktuellen Fahrplan berücksichtigt, außerdem wird bevorzugt nachts gesperrt. Es wird Aushänge für die Reisenden geben und man kann sich auch im Oberen Bahnhof im Bauinfobüro informieren.

Wird im Syratal mit Problemen gerechnet, wenn sich dort LKW begegnen?

Hr. Weber: Man erwartet keine Probleme, außerdem werden an Knotenpunkten die Ampelschaltungen verändert oder provisorische aufgestellt.

Was wird es für eine Brücke sein und wie hoch sind die Kosten?

Hr. Buchmann: Die Kosten sind in der Summe 140 Millionen Euro, 25 davon für den 2. Bauabschnitt. Es wird eine trägerlose Stahlbetonbrücke sein, die Fahrbahn wird aus Spannbetonfertigteilen auf den Hartbetonbau montiert. Die Widerlager werden in Teilen erhalten bleiben. Die jetzige Mauer wird in Zukunft ein Geländer sein.

Warum wurden bzw. werden die Gleise nicht abgesenkt?

Hr. Buchmann:  Ein Neubau ist hier wirtschaftlicher, da die Brücke auch schon alt ist. Wo es machbar ist, werden Gleise abgesenkt, doch das geht nicht überall.

Warum wird die Fußgängerbrücke rechts gebaut und nicht links?

Hr. Buchmann: Ein Grund ist der Anschluss an den normalen Gehweg und die Sicherheit. Wäre die Brücke links, müssten die Fußgänger die Baustelle queren. Der zweite Grund ist die Stützweite der provisorischen Brücke, die sonst größer sein müsste, was die Kosten erhöhen würde.

Ist der Aufwand beim Elstertalviadukt genauso groß wie bei der Göltzschtalbrücke? Werden die anderen beiden Bogenbrücken in Ruppertsgrün und Jößnitz auch mit Zweckbauten ersetzt?

Hr. Buchmann: Beim Elstertalviadukt ist die Fahrbahn breit genug, um Maste stellen zu können, der Aufwand ist also geringer. Die beiden anderen Bogenbrücken werden ebenfalls mit Zweckbauten ersetzt, damit kann die lichte Breite der Brücken verkleinert werden.

Welche elektrischen Fahrzeuge kann man dann bald in Plauen sehen?

Antwort: Die DB wird beim Sachsen-Franken-Express bei den Dieseltriebwagen Baureihe 612 bleiben. Die S-Bahn von Leipzig wird elektrisch fahren, aber mit welchen Fahrzeugen, hängt von den Verkehrsträgern (also Verbünden) ab.

Wie werden die Maste gebaut? Mit schwerer Technik?

Hr. Müller: Es wird mit Arbeitszügen gebaut, die Maste werden vom Gleis her gesetzt. Man will keine schweren LKW auf Privatgrundstücke schicken.

Wir fanden die Veranstaltung sehr informativ und danken der DB Projektbau für die Möglichkeit, Wissen aus erster Hand zu erfahren. So ein Forum sorgt für Transparenz und schafft Vertrauen.

Bereits jetzt sind entlang der Pausaer Straße Ständer für die Umleitungstafeln und provisorische Ampeln, die einige bestehende in der Bauzeit ersetzen werden, zu sehen.

Auch die Straßenbahn bleibt natürlich nicht von den Bauarbeiten verschont. Doch anstatt die gesamte Strecke mit Bussen zu bedienen, kam die PSB auf die geniale Idee, Züge aus zwei KT4D Heck an Heck zu kuppeln und im Wendezugbetrieb bis zur Morgenbergstraße fahren zu lassen. Dort wird über eine einfache Weiche umgekehrt. Das andere Ende der in einer Zeitung schon als E7 vorgestellten Linie wird in der Südvorstadt sein. Ersatzverkehr mit Bussen wird nur jenseits der Baustelle zwischen der Gustav-Freytag-Straße und Plamag gefahren. Über den Verkehr am Abend ist bisher nichts bekannt.

Wir freuen uns schon auf die Zeit, denn das letzte Mal gab es so etwas in Plauen vor fast 12 Jahren und noch nie fuhren die Züge durch größere Teile des Netzes oder im Straßenbereich. Der erste Zug steht seit dem 18. Januar im Betriebshof und wurde auch schon auf Probe- und Schulungsfahrten gesehen. Es sind die zwei in schickem Blau gehaltenen Wagen 205 und 233. Beide haben an der Vorderfront an Stelle der weißen Begrenzungsleuchten zusätzliche Rück- und Bremsleuchten bekommen. Wie viele Züge und welche es noch sein werden, ist noch eine Überraschung – auch für uns.

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